Sonntag, 7. September 2014

Mythos über Fachkräftemangel

Die Behauptung, dass es auf dem Arbeitsmarkt eine riesige „Qualifikationslücke“ (skills gap) gibt, dass ein Grossteil der Arbeitslosigkeit strukturell ist, was eine unzureichend gerüstete Erwerbsbevölkerung (work force) widerspiegele, beruhen im Allgemeinen darauf, dass wir in einer ungewöhnlichen Situation sind, wo es viele offene Arbeitsplätze gibt, auch wenn es viele arbeitslose Menschen gibt.

Als Beispiel kann ein Artikel über den angeblichen „Fachkräftemangel“ (skills gap), der u.a. von Jamie Dimon Anfang des Jahres  mit geschrieben worden ist, angeführt werden, wie Paul Krugman in seinem Blog unterstreicht.

Heute gibt es in den USA 11 Millionen arbeitslose Amerikaner. Doch zur gleichen Zeit gibt es 4 Millionen unbesetzte Stellen. Das ist die „Qualifikationslücke“, argumentiert Krugman, d.h. die Lücke zwischen den Qualifikationen der gegenwärtig Arbeitsuchenden und den Qualifikationen, die die Arbeitgeber suchen, um offene Stellen zu besetzen.



US Beveridge Kurve, Graph: Murat Tasci and Jessica Ice, Cleveland Fed in: Reassessing the Beveridge Curve “Shift” Four Years Later, Sept 5, 2014

Natürlich gibt es immer sowohl offene Stellen (job openings) als auch arbeitslose Arbeitnehmer. Behauptungen über einen aussergewöhnlichen Fachkräftemangel hätten aber nur dann eine Berechtigung, wenn sich die Austauschbeziehung (trade off) zwischen Arbeitslosigkeit und offenen Stellen (d.h. der sog. Beveridge Kurve) erheblich verschlechtert hätte, erläutert Krugman. Das ist aber heute nicht der Fall.

Die Beveridge Kurve sieht i.d.R. während einer Rezession und in den früheren Stadien der Erholung schlimmer aus als sonst und dann kehrt sie wieder zum normalen Pfad zurück, wenn die wirtschaftliche Erholung voranschreitet.

In einer aktuellen Analyse berichten zwei Forscher von der Cleveland Fed, dass es keine vermeintliche Verschiebung der Beveridge Kurve gibt.

Als Fazit lässt sich aus der Studie festhalten, dass es fraglich ist, ob eine Verschiebung der Beveridge Kurve einen tatsächlichen Strukturwandel bedeutet (d.h. einen Rückgang der anpassenden  Effizienz des Arbeitsmarktes) oder nicht.


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