Montag, 1. Dezember 2014

Europas Sonderfall: Deutschland

Die folgende einfache Abbildung zeigt, wer sich an die von der EMU gemeinsam festgelegte und von der EZB angestrebte Ziel-Inflationsrate in der Eurozone einhält und wer sie unterbietet.

Der Punkt ist auch einfach, wer für das (schmerzhafte und mit Disinflation einhergehende) Ungleichgewicht in der Eurozone verantwortlich ist.

Schaut man sich den Zeitraum von 1999 bis heute, stellt man leicht fest, dass die meisten Mitgliedsländer der Eurozone Kostenwachstum und Inflation im Einklang mit dem Inflation Target von 2% der EZB verbuchen.

Ein Land tanzt aber aus der Reihe: Deutschland, wie Paul Krugman in seinem Blog hervorhebt.

An diesem Punkt ist das europäische Problem des Ungleichgewichts ein deutsches Problem, ausgelöst dadurch, dass Deutschland die Ziel-Inflationsrate unterläuft, und zwar durch Lohnmoderation.

Und durch die Unterbietung exportiert Deutschland Deflation in den Rest der Eurozone. Im Gegensatz dazu halten sich Frankreich, Spanien und sogar Italien an die Spielregeln in der Eurozone, legt Krugman zu Recht dar.



Entwicklung der Kosten und Preise in der Eurozone (1999-2013), Graph: Prof. Paul Krugman in NYTimes

Fairerweise gilt es zu betonen, dass Heiner Flassbeck in den vergangenen Jahren mehrmals in diversen Vorträgen und Schriftstücken darauf hingewiesen hat.

Das wiederum deutet darauf hin, dass die europäische Krise keine Staatsschuldenkrise ist. Zumal die Verschuldung vor dem Ausbruch der Krise im privaten Sektor angehäuft wurde, nicht im öffentlichen Sektor.

Bemerkenswert ist, dass Deutschland, während es sich selbst an den Überschüssen in der Leistungsbilanz festhält, den Rest der Eurozone  zwingt, durch Lohnsenkungen (genannt internal devaluation) die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, weshalb sich die Rezession aber weiter verschärft und das ganze Kontinent tiefer in Depression gerät.

Zum Schluss ist noch ein Fakt zu erwähnen, dass die absolute Höhe der Staatsverschuldung die Inflationsrate nicht beeinflusst. Die Inflationsrate fällt in der Eurozone weiter und bleibt voraussichtlich für mehrere weitere Jahre unter dem Zielwert der EZB.

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