Mittwoch, 4. Februar 2015

Ein Chart und ein paar wichtige Fragen für die Eurozone

Die privaten Konsumausgaben (gemessen am PCE Price Index) sind in den USA im Dezember annualisiert um 0,7% gestiegen, wie das US-Commerce Departement am Montag mitgeteilt hat.

Das entspricht dem geringsten Anstieg der Verbraucherpreise seit Oktober 2009 und markiert damit den 32. Monat in Folge, dass die Fed das Inflationsziel von 2% unterbietet.

Der Rückgang der Inflation hat nicht nur mit dem Rückgang der Energiepreise zu tun. Denn auch die Kerninflation (core inflation) ist in den vergangenen Monaten von 1,5% auf 1,3% im Dezember gefallen.

Die Fed will zwar die Zinsen zum ersten Mal seit 2006 wieder anheben, aber sieht sich angesichts der anhaltend niedrigen Inflation in schweren Zeiten.
Vor diesem Hintergrund ist mit Blick auf die folgende Abbildung von WSJ zu fragen, ob die Geldpolitik der US-Notenbank in den vergangenen Jahren nicht locker genug gewesen ist? Denn die Fed unterbietet den Zielwert für die Preisstabilität den 32. Monat in Folge.

Tim Duy bemerkt in seinem Blog tatsächlich, dass die Fed im Durchschnitt eine zu restriktive Geldpolitik an den Tag dürfte gelegt haben, v.a. angesichts der Tatsache, dass die US-Wirtschaft seit 1991 zwei Rezessionen erlebt hat, ohne dass es zum Ausbruch von Inflation gekommen ist.


Anhaltend niedrige Preise, Graph: WSJ
wie die Fed die Zielinflation unterläuft


Die Frage ist v.a. aus Sicht der EZB noch wichtiger. Schliesslich hat die EZB die Zinsen 2011 dummerweise inmitten einer schwer angeschlagenen Wirtschaft zweimal erhöht: April und Juli.

Als die europäische Krise vor rund sechs Jahren began, bestanden die EZB und die Europäische Kommission, darauf, dass die Austeritätspolitik expansiv wirken würde. Die Medizin der Troika hat aber kläglich versagt, wie Joseph Stiglitz in einem lesenswerten Artikel in Project Syndicate erläutert.

Selbst der IWF hatte gesagt, dass die Kürzung der Staatsausgaben kontrativ sind. Der harsche Sparkurs hat zu Massenarbeitslosigkeit, BIP-Rückgang und Zunahme der Staatsschuldenquote geführt.

Inflation wird durch hohe Nachfrage oder stark steigende Kosten ausgelöst. Die Löhne bestimmen die Preise. Die miserable Einkommenssituation spricht in Europa Bände. Stichwort: internal devaluation (d.h. Lohnkürzungen und Sozialabbau).

Die Abbildung legt nahe, dass die EZB vergeblich versucht, Probleme auf der Nachfrage-Seite (Makroökonomie) mit Massnahmen auf der Angebot-Seite (Mikroökonomie) zu bekämpfen.

Die kompromisslose Treue der EU-Behörden zum neoklassischen Dogma verschwendet Haufen Ressourcen und vernichtet Humankapital in Millionenhöhe. Mit Strukturreformen gibt es keine ökonomische Erholung in der Eurozone.

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