Dienstag, 7. April 2015

Wie gross soll der Staat in Zukunft sein?

Auf der vom IWF organisierten Konferenz („Rethinking Macro Policy III“) zwischen dem 15. und 16. April 2015 geht es um das Thema, wie die makroökonomische Politik aussehen soll, sobald die Krise endlich vorbei ist.

Brad DeLong, der an der Session 4 („Fiscal Policy in the Future“) teilnimmt, stellt in seinem Blog seine Überlegungen vor.

Der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor präsentiert im Wesentlichen zwei Aussagen: 

(1) Wir sollten in Zukunft einen wesentlich grösseren Staat wünschen als in der Vergangenheit und, 

(2) Die öffentliche Verschuldung in der Vergangenheit war zu niedrig, nicht zu hoch.

Zum Zweiten Punkt bemerkt DeLong, dass jeder Nordatlantik-Staat, der seit 1890 am Rand Kredit aufnimmt, damit seinen Bürgern in der Gegenwart Nutzen bringt, weil dadurch (a) das Wirtschaftswachstum angekurbelt und (b) den Gläubigern von Staatsanleihen ein Gefallen getan wird.

Begründung: Weil der öffentliche Schuldendienst seit 125 Jahren im Durchschnitt niedriger ist als das nominale Wirtschaftswachstum.

Die Zukunft der Fiskalpolitik betrifft unmittelbar die Frage, was der Staat in Zukunft leisten muss? Auf die Frage, wie gross der Staat sein soll, antworten Standardbücher der Volkswirtschaftslehre mit dem Hinweis auf die öffentlichen Güter, die sich im Konsum inbesondere durch zwei Eigenschaften auszeichnen:

Nicht-Ausschliessbarkeit und Nicht-Rivalität. Die Rede ist also von Gütern, die der private Sektor nicht liefern will, wie z.B. Landesverteidigung, Wettersatellien, Krankheitsbekämpfung usw.

Das Problem ist jedoch, so DeLong, dass wir uns in das 21. Jahrhundert hineinbewegen und die Waren, die wir produzieren immer weniger rival und weniger ausschliessbar werden und dadurch zum Gegenstand von Negativauslese (adverse selection) und von Moral Hazard werden sowie unter Kurzsichtigkeit andere verhaltenspsychologische Marktversagen auslösen.

Das 21. Jahrhundert bietet zudem mehr Wissen, das erworben werden muss und sieht daher eine grössere Rolle für die Ausbildung vor. Wenn es einen einzigen Sektor gibt, wo Verhaltensökonomie und Negativauslese eine wichtige Rolle spielen, ist die Ausbildung, erklärt DeLong.

Die Entscheidung, die Bildung über langfristige Kreditfinanzierung zu stützen, und die Kosten-Nutzen-Kalkulation Jugendlichen zu überlassen, waren laut DeLong ein katastrophaler Fehler in der Vergangenheit.

Im 21. Jahrhundert ist auch von einer längeren Lebenserwartung auszugehen. Und damit entfällt auf die Rentenkassen eine grössere Rolle. Die Privatisierung der Renten via 401k(s) war in den USA eine Kastastrophe. 

Kurzum hält DeLong als Fazit fest, dass wir in Zukunft nicht einen kleineren, sondern einen grösseren Staat brauchen.

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