Dienstag, 1. September 2015

Einige Charts durch die EZB für die Liquiditätsfalle

Vitor Constancio hat neulich im Rahmen eines Referats an der Uni Mannheim die unkonventionelle Geldpolitik der EZB vorgestellt. Der EZB Vice-President hat dabei eine Reihe sehenswerte Abbildungen präsentiert.

Die QE-Politik (QE: quantitative easing) Politik der EZB wird offiziell PSPP (public sector purchase programme) genannt. Das PSPP markiert ohne Zweifel eine neue Phase der von der EZB durchgeführten QE-Politik, d.h. der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik.

Die Markteinführung der neuen Phase der unkonventionellen Massnahmen im June 2014 muss vor dem Hintergrund des Rückgangs der Inflationsraten seit der zweiten Hälfte des Jahres 2013 und der sich abschwächenden Wachstumsaussichten im Euroraum betrachtet werden, unterstreicht Constancio.

Die Kombination von sehr niedrigem Wachstum in Sachen Produktion (output) und in Preisen hat zu einer Schrumpfung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage geführt, sodass eine weitere Lockerung der Geldpolitik notwendig wurde.

Nachdem die Leitzinsen der EZB an der Null-Grenze (zero lower bound) angekommen sind, mit sogar Negativ-Zins für die Einlagefazilität, war die EZB gefordert, unkonventionelle Massnahmen zu ergreifen.

Das Unterscheidungsmerkmal der neuen Phase des geldpolitischen Kurses der EZB ist die Umstellung auf eine aktivere Steuerung der Bilanz der EZB.


Bilanzsumme der Zentralbanken und die Notenbankgeldmenge (monetary base) im Vergleich, Graph: Vitor Constancio, ECB Vice-President, in: “Assessing the new phase of unconventional monetary policy at the ECB”, Aug 25, 2015



Es ist wichtig, hervorzuheben, dass die EZB nicht die Absicht hat, die Notenbankgeldmenge zu erhöhen, in Erwartung, dass ein stabiler Geldmultiplikator durch den Anstieg der Geldmenge zu einer Aufwärtsbewegung der Inflation führt.

Der Hauptgrund ist durch ein breit angelegtes Wertpapierkaufprogramm, neue Kanäle für die Übertragung einer expansiven Geldpolitik zu nutzen, erklärt Constancio weiter. Die Ausweitung der Geldbasis und die Bilanzsumme der EZB sind vielmehr Begleiterscheinungen der neuen Art von geldpolitischen Impulsen.

Der erste Kanal, durch den die neuen unkonventionellen geldpolitischen Massnahmen zur Entfaltung kommen sollen, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzuregen, ist die Verpflichtung der EZB, am akkommodierenden geldpolitischen Kurs festzuhalten. Als Beispiel dazu kann die sog. LTROs genannt werden.

Der zweite Kanal resultiert zum Teil aus dem ersten Kanal und hat mit direkt mit mittelfristigen Inflationserwartungen zu tun, die ein LSAP-Programm einschliesst. Die Marktteilnehmer preisen nicht-standardmässige Massnahmen durch die Bildung von Erwartungen ein.

Unkonventionelle Massnahmen können die wirtschaftliche Aktivität auch über einen dritten Kanal ankurbeln, insbesondere durch eine Senkung der effektiven Kosten und Verfügbarkeit von Krediten an den privaten Sektor.

Der vierte Kanal der Übertragung (transmission) der unkonventionellen Geldpolitik betrifft spezifische das Wertpapierkaufprogramm, welches über Portfolio-Rebalancing funktioniert.

Die EZB tauscht dabei längerfristige und relative weniger liquide Mittel gegen sehr kurzfristige Anlagen (assets) und hoch liquide Zentralbankgeld aus. Dadurch werden Liquiditäts- und Durationsrisiken im Privatsektor gemildert, was die erforderliche Kompensation für riskante und illiquide Vermögenswerte verringert. Im Ergebnis fördert das Anleihekaufprogramm Portfolio-Rebalancing und unterstützt Vermögenspreise.


Notenbankgeldmenge, Geldmenge, Kredit an Privatsektor und Inflation, Graph: Vitor Constancio, ECB Vice-President, in: “Assessing the new phase of unconventional monetary policy at the ECB”, Aug 25, 2015

Constancio hält als Fazit fest, dass die unkonventionelle Geldpolitik der EZB zu einer Verbesserung der Finanz- und Kreditbedingungen im Euroraum beigetragen hat. Die Erholung der Wirtschaft und niedrigere Arbeitslosigkeit würden Nebenwirkungen wie z.B. erhöhte Ungleichheit und Nachlässigkeit im Kreditrisikomanagement etwas mildern, aber nicht völlig beseitigen, räumt er ergänzend ein.







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