Mittwoch, 28. Oktober 2015

Der natürliche Zinssatz versus US-Notenbank

Die Niedrigzinsen sind eine Folge der realwirtschaftlichen Situation. Die Fed legt zwar die kurzfristigen Zinsen fest. Aber die Geldpolitik ist der primäre Bestimmungsfaktor der Inflation und Inflationserwartungen.

Worauf es ankommt, ist der Realzins (d.h. der um die Inflation bereinigte Zinssatz). Und die Fed hat einen begrenzten und vorübergehenden Einfluss darauf. Der Realzins ist vom Verlauf der Wirtschaft (den Aussichten des Wachstums) abhängig.

Die Fed steuert die Fed Funds Rate, den Tagesdurchschnittszinssatz für täglich fällige Kredite zwischen den Banken. Und die Fed Funds Rate, der sog. Leitzins ist in den vergangenen Monaten jeweils am Monatsende stark gesunken, wie das WSJ mit der folgenden Abbildung zeigt.

0,05% ist die Untergrenze, die die US-Notenbank in Sachen Fed Funds Rate seit geraumer Zeit aufrechterhalten will, während sie sich anschickt, die Zinsen zum ersten Mal seit 2006 zu erhöhen.




Fed Funds Rate; starke Rückfälle jeweils am Monatsende, Graph: WSJ



Die Rückgänge werden vom Wunsch der Finanzinstituten, die jeweils am Monatsende vor der Publikation von Finanzberichten vermehrt Cash halten wollen, verursacht. Und das bedeutet eine Abnahme der Nachfrage nach Kreditaufnahme am Fed Funds-Markt.

Das Absinken der Fed Funds Rate unterstreicht die Herausforderungen für die Fed, in einem Marktumfeld, das sich seit der Finanzkrise von 2008 dramatisch verändert hat, die Zinsen zu erhöhen.

Die Schwankungen deuten darauf hin, dass die Fed vor einer schwierigen Aufgabe steht, weiter zu fahren, wenn sie erst einmal beschliesst, die Zinsen zu erhöhen. 

Die Zinsen können nicht per Verordnung steigen, wenn die Inflation (zu) niedrig ist, es keinen Lohndruck gibt, und das Wachstum sich träge entwickelt. Der aktuelle Zinssatz liegt heute nach dem Modell von Knut Wicksell über dem natürlichen Zinssatz. Das heisst, dass die Zinsen nicht künstlich niedrig liegen oder künstlich niedrig gehalten werden.





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