Mittwoch, 21. Oktober 2015

Wer ist für Niedrigzinsen verantwortlich?

Die Gedankeneinheit, dass die Fed die Zinsen seitdem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 künstlich niedrig halte, ist weit verbreitet, v.a. in konservativen Kreisen.

David Beckworth zeigt sich in seinem Blog enttäuscht, dass George Will und Bill Gross die Behauptung teilen, dass die Fed für die niedrigen Zinsen verantwortlich sei.

Der an der Western Kentucky University lehrende Wirtschaftsprofessor bringt dazu sein Bedauern zum Ausdruck, dass seine Kollegen, Will und Gross, die er als “Anhänger des freien Marktes” bezeichnet, nach all den Jahren die eigenen Prämissen nicht wieder in Erwägung ziehen. Ganz im Gegenteil halten die beiden Herren uneinsichtig daran fest. 

Es besteht zwar kein Zweifel daran, dass die Niedrigzinsen in den vergangenen sieben Jahren viele Probleme verursacht haben, zum Beispiel für die Personen, die von festverzinslichen Papieren leben.

Aber die Fed ist nicht die Quelle der niedrigen Zinsen, sondern einfach ein Follower davon, wo die Marktkräfte die Zinsen hindrücken, argumentiert Beckworth, der selbst ein Verfechter von NGDP Targeting ist und die MMT (Modern Monetary Theory) vertritt.


Der natürliche Zinssatz nach Wicksell, Graph: Paul Krugman in NYTimes

 
Es ist im Grunde genommen “Niedrigzinsen = Preiskontrollen” Mem, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog dazu.

Das heisst, dass diejenigen, die behaupten, dass die Fed die Zinsen künstlich niedrig halte, unterstellen, dass die Fed damit den Zinsen eine Preisobergrenze (price ceiling) setze.

In der Tat bildet die Nullzins-Grenze (zero lower bound) eine Preisuntergrenze (price floor).

Die Geldpolitik in Form von QE (Ankauf und Verkauf von Wertschriften) hingegen nimmt auf die Notenbankgeldmenge (monetary base) Einfluss: es hat mit Preiskontrollen (price controls) nichts zu tun.

Krugman deutet in diesem Kontext auf das Wicksellian Modell hin: der natürliche Zins nach Wicksell ist der Zinssatz, wo es der Wirtschaft weder aus der Inflation noch aus der Deflation her ein Risiko droht.

Und solange die Inflation unter dem Zielwert (2%) der Notenbank (inflation targeting) liegt, besagt das Modell, dass der aktuelle Zinssatz (heute null) über dem natürlichen Zinssatz liegt, nicht darunter. Das heisst, dass die Zinsen heute nicht künstlich niedrig gehalten werden.

Doch die Protagonisten der neoklassichen Schule (“Der Staat ist immer das Problem, nicht die Lösung”) ohne geistigen Zusammenhang setzen die Irreführung fort.

PS:

Die Höhe des natürlichen Zinssatzes kann nach Wicksell nicht bewiesen werden. Das heisst, dass der natürliche Zins, wenn überhaupt, nur beobachtet werden kann: 

Wenn der Geldzins zu niedrig ist, steigt die Inflation. Und wenn der Geldzins zu hoch ist, herrscht Deflation. Der Geldzins muss daher auch mit Hilfe von unkonventionellen Mitteln (QE policy) unter den natürlichen Zinssatz gedrückt werden, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Wenn der Geldzins < der natürliche Zins
----à Inflation.

Wenn der Geldzins > der natürliche Zins
---à Deflation.







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