Donnerstag, 19. November 2015

EZB: Mehr QE – Mehr Inflation?

Während die Anzeichen sich mehren, dass die EZB den geldpolitischen Kurs demnächst weiter lockern will, machen sich auch die ersten Reaktionen am Markt bemerkbar.

Auf der Auktion eines deutschen Staatspapiers mit zwei Jahren Laufzeit ergab sich am Mittwoch eine neue rekordtiefe Rendite von minus 0,38%. Das bedeuet im Klartext, dass die Investoren dem deutschen Staat eine Art Gebühr zahlen, eine Staatsanleihe zwei Jahre halten zu können.

Die Gebote beliefen sich auf der Versteigerung auf 4,3 Mrd. EUR. Zugeteilt wurden rund 4,06 Mrd. EUR.

Über zehn Länder in der Eurozone haben zur Zeit zwei jährige Papiere mit Negativrendite im Markt. Investoren gehen davon aus, dass die EZB in den kommenden Wochen den Einlagensatz von minus 0,20% auf minus 0,30% senkt.

Auch Portugal hat gestern zum ersten Mal eine 12- und eine 6-monatige Staatsanleihe mit einer Negativrendite verkauft, wie FT meldet.




EUR Staatspapiere mit zwei Jahren Laufzeit, Graph: FT



Was die EZB mit der Ausweitung und/oder Verlängerunge des QE-Programms (genannt PSPP) anstrebt, ist, die Inflation in Richtung Zielwert (ca. 2%) zu schieben.

Die aktuelle Entwicklung der Zinsen (am Geldmarkt) zeigt, dass das Ziel von 2% vielleicht zu niedrig ist, weil die Geldpolitik zu rasch auf der Nulllinie (zero lower bound) aufgeprallt ist.

Aus diesem Grund hat Olivier Blanchard bereits vor fünf Jahren nahegelegt, darüber nachzudenken, ob 4% statt 2% nicht ein angemessenes Inflationsziel wäre?

Eine positive Inflationsrate würde heute sicherlich helfen, die Schulden besser zu bedienen. Denn wenn die Preise fallen, steigt die reale Last der Verschuldung. Und die Fähigkeit der EZB, die Wirtschaft anzukurbeln, wird beeinträchtigt, während die nominalen Zinsen nahe null liegen und der Realzins hoch ist.

Wenn der Realzins zu hoch ist, um für das Wirtschaftswachstum im Einklang mit dem Potentialwachstum zu sorgen, werden negative Nominalzinsen erforderlich. Es gibt aber Grenzen, wie negativ Zinsen werden können, ohne dass eine Umwandlung von Einlagen in Bargeld (Noten und Münzen) ausgelöst wird.

Die Nullzins-Grenze ist daher eine ernstzunehmende Schwierigkeit für die Gestaltung einer angemessenen Geldpolitik.

Deswegen hat sich in der Volkswirtschaftslehre weltweit ein Konsens entwickelt, dass die Inflation niedrig, aber positiv sein soll (nicht null), z.B. 2%. Das bedeutet wiederum ein nominales Wirtschaftswachstum von 4%-5% pro Jahr. Daher bedarf es heute deficit spending, um das Wachstum anzuregen.





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