Dienstag, 29. März 2016

Warum Austerität für steigende Hauspreise verantwortlich ist

Die EZB-Geldpolitik trifft deutsche Sparer hart. Die historisch niedrigen Zinsen bringen Sparer zur Verzweiflung. Niedrigzinsen kosten deutsche Sparer 300 Mrd. EUR. Wer rettet die deutschen Sparer vor der EZB? Enteignung der Sparer. So lauten einige der Überschriften in den Mainstream-Medien in Deutschland.

Man kann sich dabei des Eindrucks nicht erwehren, wie wenn die EZB oder die anderen Zentralbanken (Fed, BoJ, SNB usw.) die Zinsen künstlich niedrig halten würden. Die niedrigen Zinsen sind aber eine Folge der Finanzkrise von 2008, nicht die Ursache.

Die wirtschaftspolitische Konzeption hinter den Niedrigzinsen entstammt dem neoliberalen Dogma: restriktive Fiskalpolitik. Es sind die kontraktiven Kräfte, die disinflationäre bzw. deflationäre Tendenzen auslösen.

Schliesslich ist die EZB für die kurzfristigen Zinsen verantwortlich. Die längerfristigen Zinsen werden durch realwirtschaftliche Faktoren bestimmt. Dafür ist die von den EU-Behörden bevorzugte Wirtschaftspolitik mit Lohn-Moderation) und Haushaltskonsolidierung (unabhängig davon, wie schwer die Wirtschaft angeschlagen ist) ausschlaggebend.

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Bemerkung von Simon Wren-Lewis heute in seinem Blog, dass die Austeritätspolitik auch für den anhaltenden Anstieg der Immobilienpreise in Grossbritannien verantwortlich ist, wo es für junge Leute immer schwieriger wird, in London zu wohnen und zu arbeiten.


Alle konzentrieren sich verständlicherweise auf das stagnierende Angebot. Allerdings kann Housing (Häusermarkt) auch als Vermögenswert betrachtet werden, erläutert der an der Oxford University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Aktienpreise können zulegen, wenn die zukünftige Profitabilität steigt. Aber sie können auch steigen, wenn die erwarteten Realzinsen fallen. Das gilt auch für Housing, wenn es als Vermögenswert gehandelt wird, oder als eine Möglichkeit für den Ruhestand zu sparen. Und so verhalten sich die Wohnungspreise ähnlich wie Aktien (Mietzins eine Art Dividende). 

Ein Mangel an Angebot im Verhältnis zu Nachfrage erhöht die Mietpreise. Und auch wenn die Mieten gleichbleiben, steigen die Wohnungspreise wegen des Rückgangs der erwarteten Realzinsen, weil die Mieten wertvoller werden, im Vergleich zu fallenden Erträgen von alternativen Formen von Finanzanlagen.

Das Ende der Austerität-Politik, die ja die Nachfrage aus der Wirtschaft via Haushaltskonsolidierung absaugt, würde es Zentralbanken erlauben, die Zinsen viel schneller zu erhöhen, betont Wren-Lewis. Was er damit meint, ist, dass die Zinsen heute ohne Austerität bestimmt höher liegen würden.

Stetig steigende Immobilienpreise führen zu einem noch nie da gewesenen hohen Niveau der privaten Verschuldung. Und so wird der Traum vieler jungen Menschen zerstört, ein eigenes Haus zu bauen. Eine Antwort darauf ist, mehr Häuser herzustellen. Aber eine andere ist, eine bessere Wirtschaftspolitik zu betreiben. Dass die Häuserpreise während einer Austerität steigen, ist eine Eigenschaft der restriktiven Fiskalpolitik.















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