Dienstag, 8. März 2016

Wie bindend ist die Nullzinsgrenze?

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) befasst sich in einem am Sonntag vorgelegten Bericht mit Negativ-Zinsen.

Die Einführung von mässig negativen Leitzinsen durch die vier Zentralbanken, DN, EZB, Riksbank und die SNB hat im Grossen und Ganzen im Rahmen der bereits bestehenden operativen Rahmenbedingungen stattgefunden, schreibt die „Bank der Zentralbanken“ mit Sitz in Basel.

Die bisherigen Erfahrungen legen nahe, dass mässig negative Zinsen sich in die Geldmarkt-Zinsen übertragen lassen. Es scheint zudem, dass sie auch auf die Zinssätze mit längeren Laufzeiten auswirken können.

Die Verfasser des Berichts verweisen in diesem Zusammenhang auf die Schweiz, wo die Hypothekenzinsen trotz der negativen Zinsen am Geldmarkt gestiegen sind.



Hypothekenzinsen sind in der Schweiz trotz Negativ-Zinsen gestiegen, Graph: BIS in: „How have central banks implemented negative policy rates?“, March 6, 2016

Die Nullzinsgrenze (zero lower bound) hat sich bisher nicht als „technisch bindend“ für die Gestaltung der Geldpolitik durch die Zentralbanken erwiesen. Es gibt allerdings eine grosse Unsicherheit darüber, wie sich Personen und Unternehmen verhalten würden, wenn die Zinsen weiter in den negativen Bereich fielen oder über einen längeren Zeitraum negativ blieben.

Es sei also unbekannt, ob die Übertragungsmechanismen weiterhin wie in der Vergangenheit funktionieren würden oder ob es einen Umkipp-Punkt gibt.

Die Autoren berichten zudem von der Beobachtung, dass die negativen Zinsen bisher nicht zu einem abnormalen Sprung in der Nachfrage nach Bargeld (cash) in den vier europäischen Ländern ausgelöst hätten.



Kein Anstieg der Nachfrage nach Bargeld aufgrund der Negativ-Zinsen in Europa, Graph: BIS in: How have central banks implemented negative policy rates?“, March 6, 2016



PS:

Im Grunde genommen ist die Nullzinsgrenze (ZLB; zero lower bound) doch eine Friktion, wenn man die Tatsache in Betracht zieht, dass die makroökonomische Stabilisierung heute in den entwickelten Volkswirtschaften einer unabhängigen Zentralbank überlassen (mit dem Ziel der Inflationssteuerung) und die Möglichkeit einer mit Geld finanzierten fiskalpolitischen Expansion angesichts der Besessenheit von Haushaltskonsolidierung (koste was es wolle) nicht wahrgenommen wird.

Mit dem Einsatz von Fiskal-Politik liesse sich das ZLB-Problem doch überwinden. Aber die Besessenheit von Austerität erschwert die Erholung der Wirtschaft, mit der zunehmenden Gefahr eines Hysterese-Effekts.













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