Donnerstag, 22. September 2016

BoJ und monetäre Staatsfinanzierung


Die US-Notenbank hat gestern den Leitzins (Fed Funds Rate) erwartungsgemäss unverändert gelassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Straffung der Geldpolitik im Dezember kommt, ist inzwischen sofort über 50% geklettert.

Janet Yellen, Fed-Chefin hat auf der Pressekonferenz mit Nachdruck betont, dass sie keine Überhitzung der Wirtschaft anstrebe und deswegen eine Überschiessung der Inflation nicht dulden werde.

Bemerkenswert war vor diesem Hintergrund die Mitteilung der japanischen Notenbank (BoJ), die zuvor nach einem zweitätigen Treffen eine „neue Art lockere Geldpolitik“ vorgestellt hat: quantitative and qualitative monetary easing with yield curve control“.

(1) Zinskurvensteuerung: Die Rendite der japanischen Staatsanleihen (JGB) soll auf Null stehen (cap). Es wird also eine Deckel darauf gesetzt: Das heisst, dass die BoJ bereit ist, alle JGBs zu kaufen, die geboten werden.

Das Volumen der Bond-Käufe von 80 Billion JPY pro Jahr bleibt dabei unverändert. Aber die BoJ will weniger langlaufende Anleihen erwerben. Ziel ist, dafür zu sorgen, dass die Ertragskurve (yield curve) eine steilere Form annimmt.



Fed: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen (Fed Funds Rate) im Dezember erhöht werden, Graph: FT


(2) Inflationsteuerung: Die BoJ verspricht, Vermögenswerte zu kaufen, bis die Inflation über das Ziel (2%) hinaus steigt und in einer stabilen Weise über dem Ziel verweilt. 

Das heisst, dass eine Überschiessung (overshooting) gewollt ist. Und das ist im Grunde genommen ganz im Sinne von Paul Krugmander vor rund 18 Jahren Japan geraten hatte, „glaubwürdig unverantwortlich“ zu handeln, um damit Inflationserwartungen zu animieren.



Fed’s „dot plot“ legt nahe, dass im Jahr 2016 eine Zinserhöhung bevorsteht, während im Jahr 2017 zwei möglich sind, Graph: FT

BoJ’s Ankündigung enthält insgesamt gute Nachrichten, schreibt Ben Bernanke in seinem Blog dazu, weil sie ein erneutes Engagement bedeutet, das Ziel, die Deflation in Japan zu unterbinden, zu erfüllen. 

Die Notenbank hat zwar bis dahin gute Fortschritte gemacht. Aber es besteht das Risiko, dass der Prozess abbricht, wenn die Öffentlichkeit BoJ’s Leistungsbereitschaft dazu (inflation targeting) in Frage stellt.


Die Future Märkte scheinen nicht zu glauben, dass die Fed die Zinsen im nächsten Jahr zweimal erhöht, Graph: FT

Der überraschende und interessante Teil der geldpolitischen Mitteilung ist die Entscheidung, auf die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen (Deckelung) Japans abzuzielen, erklärt der ehemalige Fed-Präsident. 

Die Renditesteuerung ist im Grunde genommen mit der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik (QE policy) eng verbunden. Eine langfristige Rendite zu stützen, ist aber wie ein Kursziel (target price), nicht ein Mengenziel (target quantity).

Die Festlegung (pegging) einer langfristigen Rendite trägt i.d.R. einige Risiken, da eine Zentralbank dabei die Kontrolle über die Grösse ihrer Bilanz verlieren kann. Im Extremfall kann es so weit kommen, dass die Zentralbank am Schluss im Bemühen darum, die Rendite niedrig zu halten, die meisten oder alle der in Frage kommenden Wertpapiere ankauft bzw. besitzt. 

Und das Risiko ist besonders akut, wenn die Kursstützung (peg) nicht glaubwürdig vermittelt wird. Dann hätten nämlich alle Anleihebesitzer einen starken Anreiz, so rasch wie möglich alle Anleihen abzustossen, argumentiert Bernanke.

Gouverneur Kuroda hat es zwar ausschliesslich zum Ausdruck gebracht, dass die BoJ eine monetäre Finanzierung der Staatsausgaben (sog. Helicopter Money) ablehne. Aber eine Politik, die darauf abzielt, die Kreditzinsen der öffentlichen Hand (hier gemessen an der Rendite der japanischen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit) auf unbestimmte Zeit auf Null zu halten, hat laut Bernanke einige Elemente der monetären Finanzierung.

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