Samstag, 4. März 2017

Die Fed räumt die Stimulus-Party auf


Janet Yellen hat am Freitag in Chicago mit Nachdruck hervorgehoben, den geldpolitischen Kurs demnächst zu straffen.

Eine Zinserhöhung sei wahrscheinlich angebracht, falls „sich der Arbeitsmarkt und die Inflation weiterhin gemäss unserer Erwartung entwickeln“, sagte Fed-Präsidentin.

Die Fed hat den Leitzins zuletzt im Dezember auf das gegenwärtige Niveau von 0,5% bis 0,75% angehoben. Der nächste Zinsschritt dürfte nun am 15. März erfolgen.

Investoren preisen mittlerweile eine Straffung der Zinszügel auf mehr als 80% ein. Zu Wochenbeginn wurde die Chance noch mit 40% eingestuft. 

Während der Aktienmarkt Yellens Aussage relativ positiv aufgenommen hat, mutet die Entwicklung am Anleihemarkt viel anregender an.

Obwohl die Fed den punch bowl (Bowlenschüssel) aufräumt, damit die „Stimulus-Party“ nicht all zu heiss läuft, sendet der Bond-Markt pessimistische Signale.


Die US-Ertragskurve wird flacher, gemessen an 5y30y UST Spread, Graph: Lisa Abramowicz, Bloomberg

In der Tat weist die US-Zinskurve (yield curve), gemessen an einem der wichtigen Indikatoren, dem 5y30y UST Spread, die flachste Form seit 2007 auf. 


US Fed Funds Futures Rates, Graph: Morgan Stanley

Die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung durch die Fed wird derzeit im Markt für Fed Funds Future Rates mit 85% eingestuft.



Die Antizipation eines niedrigeren Wirtschaftswachstums bildet einen Gegensatz zu dem Narrativ, das den Aktienmarkt und Junk-Bond-Markt antreibt, wie Lisa Abramowicz von Bloomberg TV mit zwei Abbildungen unterstreicht.


Der Ertrag am Aktienmarkt gemessen an S&P500 im Vergleich zum Ertrag am Anleihemarkt gemessen an US Staatsanleihen mit 30 Jahren Laufzeit wird geringer, Graph: Lisa Abramowicz, Bloomberg


Anleiheanleger erwarten weitgehend, dass die Kreditkosten am kurzen Ende der Ertragskurve steigen. 

Die Rendite der US-Staatspapiere mit 2 Jahren Laufzeit ist inzwischen auf den höchsten Wert seit 2009 gestiegen, was darauf zurückzuführen ist, dass die Arbeitslosigkeit sinkt und die Konsumentenstimmung sich verbessert.


US Treasury Bonds Ertragskurve, gemessen am 2y30y Spread, Graph: FT


Der aktuelle Wert mit 176 Basispunkten steht nicht weit von dem 9-Jahres-Tief mit 140 Basispunkten im vergangenen August. 

Es ist aber schwer, sich vorzustellen, wie sich die Rally am Aktienmarkt und am Markt für Junk-Anleihen ohne punch bowl der Fed fortsetzen kann, wie Lisa Abramowicz schildert.

Der langfristige Ausblick am US-Anleihemarkt bleibt nämlich gedämpft, wie in der folgenden Abbildung zu sehen ist. Die Marktteilnehmer glauben an die Trump Agenda nicht, die angeblich diverse Massnahmen mit Deregulierung, Steuersenkungen und Infrastruktur-Investitionen beinhalten soll.


Der natürliche Zins in den USA (natural interest rate) gemessen an der Rendite der US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit, Graph: FT

Während der langfristige Wert im Durchschnitt 5,5% beträgt, beläuft sich der gegenwärtige Wert auf 3,6%. Im vergangenen Sommer war der Wert bis auf 2,6% gefallen. Inzwischen verläuft die Entwicklung wieder etwas flacher.

Unter der Annahme einer langfristigen Inflationsrate von etwa 2% bedeutet dies, dass die Investoren derzeit von einem Gleichgewichtszins (real neutral rate) von 1,6% ausgehen.



US Inflation gemessen an PCE, Graph: Neel Kashkari, Fed-Präsident Minneapolis


Neel Kashkari hat neulich in einem Blog-Eintrag geschrieben, dass es eine Reihe von Schätzungen für den neutralen Zins gibt. Er neige dazu, zu glauben, dass der Gleichgewichtszins heute null ist oder vielleicht etwas negativ, so Fed-Präsident von Minneapolis.



US, Inflationserwartungen, Graph: Neel Kashkari, Fed-Präsident Minneapolis





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