Donnerstag, 1. Dezember 2011

Vertrauen Fee und Erwartungen

Der Ausdruck "Vertrauen Fee" (confidence fairy) ist eine prägnante Wortschöpfung, die von Paul Krugman im Verlauf des ökonomischen Diskurses v.a. mit Bezug auf die anhaltende Eurokrise hervorgebracht wurde. Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor stellt damit die absurde Logik des wirtschaftlichen Analphabetismus  der Austerity-Anhänger ironisierend dar.

Die Eurokrise ist eine Folge der Finanzkrise und daher nicht auf eine schlechte Haushaltspolitik zurückzuführen. Die Ursache der Krise ist die übermässige Verschuldung des Privatsektors und nicht der öffentlichen Hand.

Eine gute Frage, die die Leser im Zusammenhang mit der Vertrauen Fee stellen, ist, warum Krugman die Idee, dass die Zinserhöhung der EZB im April und im Juli dieses Jahres einen enormen Effekt via Erwartungen hatte, unterstütze.

Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises antwortet darauf in seinem Blog wie folgt:

(1) Die EZB-Story hat mit Anleihemärkten zu tun. Die expansionary austerity (siehe hier) nicht. Glaubt man daran, dass eine kontraktive Fiskalpolitik zu höheren Konsum- und Investitionsausgaben führt, müsste man daran glauben, dass Konsumenten und Unternehmen basierend auf Vorstellungen über Steuern und Ausgaben Jahre in Zukunft grosse Veränderungen in ihrem gegenwärtigen Verhalten vornehmen würden. Das ist viel weniger plausibel. Anleiheinvestoren wie PIMCO versuchen, die Auswirkungen der EZB-Politik herauszufinden, um dementsprechend zu investieren. Wie viele Familien kennen Sie, die Entscheidungen über Urlaub-Einkäufe basierend auf Erwartungen in Bezug auf die Steuerpolitik im Jahre 2014 treffen?

(2) Die Story der Geldpolitik ist viel konkreter. Die Bereitschaft der EZB, trotz der tiefen Kerninflation und der hohen Arbeitslosigkeit, die Zinsen zu erhöhen, besagt viel über die Wahrscheinlichkeit, dass sie den bescheidenen Anstieg der Inflation, die für die Anpassung in der Eurozone notwendig ist, abwürgt. Vermitteln Camerons Haushaltskürzungen vergleichbare Informationen über die künftige britische Steuern und/oder Zahlungsfähigkeit des Landes? Es ist kaum glaubwürdig.

(3) Die gesamte Euro-Situation ist voller Gefahren mehrfacher Gleichgewichte und einer sich selbsterfüllenden Panik, was bedeutet, dass es manchmal unverhältnismässige Antworten einer Weise geben kann, die keinen Sinn machen, wenn wir über Haushaltskürzungen reden.

Als Fazit fasst Krugman zusammen, dass Erwartungen von Bedeutung sein können, aber manche Argumente über Erwartungen sind „gleicher als andere“.

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